Mit einem Glas Sangiovese, einem Rotwein aus der Emilia Romagna, liege ich auf meiner Chaiselongue.
Der Wein ist nach dem römischen Gott Jupiter, besser gesagt nach seinem Blut benannt. Sanguis Jovis, Blut des Jupiter.
Die weinrote, mit Samt bezogene Chaiselongue stammt aus dem Stadthaus meiner Tante, sie ist etwa 150 Jahre alt. Also, die Chaiselongue, nicht die Tante; die ist schon fast 15 Jahre tot.
Wenn ich mich in meinem Haus so umsehe, bemerke ich, dass hier viele schöne alte Sachen sind. Möbel, Bilder, Bücher, Augarten – Porzellan, dazu läuft auf dem Laptop Musik von Xzibit, Matisyahu, The Doors, Chris de Burgh, Serj Tankian und Idan Raichel. Was für ein Mix! Aber wie mein Vater schon sagte: "Um zu wissen, wohin man geht, muss man wissen, woher man kommt."
Der Blick heute morgen aus meinem Schlafzimmerfenster gab mir blitzschnell eine Erklärung für die höllische Migräne der letzten Tage: wir haben 20 cm Schnee, meine Primeln, Schneeglöckchen und Gänseblümchen liegen unter einer dicken Schneedecke. Die Blüten des Seidelbastes duften nun aber sogar klarer als vor einigen Tage, als sich auch noch der Geruch von feuchter Erde und Moos dazu gesellt hatte. Wie schön doch die Natur ist, besonders in der Dämmerung, wenn man mit zwei Hunden draußen ist.
Der Tag war angefüllt mit Arbeit, die nirgends sichtbar ist. Die Küche, der Vorratsraum, die Waschküche, überall habe ich heute geschuftet, aber eine Veränderung sieht man nirgends. Veränderung ist Kopfsache?
Das Auto ist seit dem Mittag in der Werkstatt, ohne Auto fühle ich mich plötzlich frei, denn ich kann ja nirgends mehr hinfahren. Kein Damoklesschwert hängt über mir, das sagt: "Du musst noch einkaufen, falls Du mal einen Augenblick Langeweile hättest. Du wirst schon was finden, was wir hier dringend brauchen, und wenn es nur Waschmittel ist oder Hefe, Tempos, Schulhefte, Milch oder Hundefutter. Arbeit macht frei? Oder mache ich heute frei?
Morgen ist ein neuer Tag. Neu?
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